Chicago, die Erste




Es gibt in den USA drei Megastädte, also Städte mit mehr als 10 Mio. Einwohnern: New York, Los Angeles und Chicago. Denkt man an New York, kommen gleich viele Bilder in den Kopf (wie wäre es mit der Skyline von Manhattan, gelben Taxis und der Freiheitsstatue). Ähnlich ist das bei Los Angeles (Hollywood, Beverly Hills, breite Freeways). Aber was verbindet man eigentlich mit Chicago? Man hat nicht sofort ein Bild von der Stadt im Kopf, aber nach kurzem Nachdenken fällt einem dann doch ein, dass es hier immerhin den größten Flughafen der Welt (O’Hare), das ehemals höchste Gebäude der Welt (Sears Tower), eines der bekanntesten Basketballteams der Welt (Chicago Bulls) und den ersten McDonald’s der Welt gibt. Bekannt ist auch die Hochbahn, die laut quietschend eine Runde um die Innenstadt („Loop“) dreht und diese mit den anderen Stadtteilen verbindet. Viele Mafia- und Gangsterfilme spielen in Chicago, wohl nicht ohne Grund. Ernest Hemingway ist im (damaligen) Vorort Oak Park aufgewachsen, in dem auch der Architekt Frank Lloyd Wright 20 Jahre lang gewohnt hat. Mies van der Rohe hat mit mehreren Gebäuden das Stadtbild mitgeprägt und ist 1969 in Chicago gestorben.
Es gibt also doch einiges, was man mit Chicago verbinden kann. Was uns besonders beeindruckt hat, sind die Anzahl der Hochhäuser (die Skyline ist wirklich mit Manhattan vergleichbar!) und der Millenium Park. Letzterer wurde erst 2004 eröffnet, nachdem die vorherige Brachfläche für 500 Mio. $ saniert worden ist. Jetzt findet man in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Hochhäusern des Central Business District unter anderem einen botanischen Garten, einen von Frank Gehry (bekannt u.a. durch das Guggenheim-Museum in Bilbao und das DZ-Bankgebäude am Pariser Platz in Berlin) gestalteten Pavillon für Open-Air-Konzerte und eine Figur namens „Cloud Gate“, die allerdings unter dem Kosenahmen „the bean“ (die Bohne) bekannt ist. Man kann die bohnenförmige aus spiegelndem Edelstahl hergestellte Skulptur schlecht beschreiben, man muss sie einfach erleben. Man kann um sie herum und durch sie durch laufen, ständig spiegeln sich Gebäude und Menschen irgendwie anders. Faszinierend.
Faszinierend ist auch die Atmosphäre in Chicago. Hier haben wir gefunden, was wir in New York erwartet, aber nicht gesehen haben: unbeleuchtete stinkende Gänge zwischen den Rückseiten der Häuser, durch die man nachts ungern alleine läuft; in denen mittags die Obdachlosen in den Mülltonnen wühlen und abends seltsame Leute seltsame Geschäfte machen. Das ganze immer wieder unterbrochen vom Rattern der Hochbahn. Ein wunderbarer Ort, um Gangsterfilme zu drehen. Und ein großer Kontrast zu den High Plains in Montana…


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