Ottawa
Die Diashow vor dem Parlamentsgebäude ist der krönende Abschluss unseres ersten Tages in Ottawa. Einer Stadt, die, vorsichtig ausgedrückt, nicht ganz so spannend ist wie Toronto. Man könnte auch sagen: eine langweilige Bürokratenstadt. Aber das wäre auch übertrieben, zumindest an Natur und Kultur hat Ottawa schon viel zu bieten. Nur das urbane Leben fehlt.
Das vielleicht interessanteste an Ottawa (abgesehen von den englisch wirkenden Regierungsgebäuden) ist die Tatsache, dass wir es eigentlich mit zwei Städten – Ottawa und Gatineau – zu tun haben, die quasi zusammengewachsen sind, aber durch den Ottawa River getrennt werden. Sie werden aber nicht nur durch den Fluss getrennt, sondern auch durch die Provinzgrenze zwischen Ontario und Quebec. Und somit auch durch die Sprachgrenze zwischen englisch und französisch. Man fährt also über die Brücke, die Bebauung bleibt geschlossen, aber alle Straßenschilder sind plötzlich französisch, es gelten abweichende Verkehrsregeln (und sogar Steuergesetze) und die Busse sind plötzlich blau und nicht mehr rot. Ein paar Busse fahren zwar jeweils über die Brücke in die Nachbarstadt, aber die Grenze zwischen frankophonem und anglikanischem Teil von Kanada ist auch innerhalb einer Stadtregion sehr deutlich zu spüren.
Ein grünes Provinznest mit viel Geld, so lautet unser Fazit nach zwei Tagen in der kanadischen Hauptstadt Ottawa. Die vielen Grünflächen erstrecken sich in erster Linie entlang der verschiedenen Flüsse und Kanäle (Ottawa River, Rideau River und Rideau Canal), außerdem wird das gesamte Stadtgebiet von einem Grüngürtel umschlossen. Überall finden sich außerdem gut ausgebaute Fahrradwege, die überraschend gut frequentiert sind.
Die gut ausgebaute Verkehrsinfrastruktur in Ottawa umfasst auch den öffentlichen Nahverkehr: für ein halbes Duzend Expressbuslinien wurden reine Busstraßen angelegt, inklusive Überführungen, Brücken und Tunnels. Dem Zeitgeist der 70er Jahre entsprechend sind die Stationen großzügig und mit ausreichend Beton gestaltet. Die Busse erreichen Geschwindigkeiten bis zu 90 km/h und verbinden so die großen Park&Ride-Parkplätze in den Vorstädten unschlagbar schnell mit der Innenstadt. Außerdem gibt es noch den O-Train, eine Art dieselbetriebene S-Bahn, die auf einer Linie von der Innenstadt über den Campus der Carleton University (wo wir wohnen) zu einem Einkaufszentrum am Stadtrand fährt. Interessant für uns Deutsche: die Züge vom Typ „Talent“ sind einer Serie für die Deutsche Bahn entnommen und erinnern durch die rote Lackierung, die blauen Sitze mit den schwarzen Quadraten und die deutschsprachigen Aufkleber und Beschriftungen an die weit entfernte Heimat.
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