Seattle
Plötzlich standen wir im 15. Stock des Bürogebäudes und stellten unsere Rucksäcke vor ihren Schreibtisch. Sie ist die Richterin, die wir vorhin im Bus kennen gelernt haben. Während der Busfahrt hat sie uns schon u.a. das Headquarter von Starbucks gezeigt und uns nach unserer Reiseroute gefragt. Auf die Frage, ob sie wisse, ob man am Bahnhof Gepäck einschließen kann, hat sie uns dann einfach angeboten, mit ihr ins Büro zu kommen und die Rucksäcke dort abzustellen.
Die Gastfreundschaft der Amerikaner ist einfach unglaublich. Man wird immer und überall angesprochen, jeder interessiert sich für die drei Typen mit den großen Rucksäcken. Gestern Nachmittag wurden wir in einem Jeep von der Bushaltestelle zum Hostel gefahren, einfach weil die Fahrerin dachte, wir wollen da bestimmt hin mit unserem vielen Gepäck. Heute Mittag treffen wir in Seattle denjenigen, der gestern im Bus von Vancouver neben uns gesessen und uns viele interessante Sachen über Vancouver und Umgebung erzählt hatte. Diesmal ist seine Frau dabei, sie ahnt sofort, dass wir wohl diese drei Berliner sind, von denen ihr Mann erzählt hat. Der Busfahrer heute Morgen hat uns auf deutsch verabschiedet, nachdem er während der Fahrt meist mit singen, lachen und pfeifen beschäftigt war. Er war überzeugt, dass wir zum Grand Canyon fahren, dem „Mekka der Deutschen“, seit Karl May darüber geschrieben hat. Tun wir aber nicht. Wir genießen jetzt erst einmal Seattle und hoffen, noch viel weitere freundliche Amerikaner zu treffen.
Jimi Hendrix ist hier zur Welt gekommen, Kurt Cobain hat sich hier das Leben genommen. Microsoft hat hier ebenso seinen Hauptsitz wie Amazon. Boeing hat hier sein größtes Werk und Starbucks hat hier seine erste Filiale gegründet. Seattle kann mit all dem verbunden werden. Wahrzeichen der Stadt ist dennoch die Space Needle, ein 184m hoher Turm, der im Rahmen der Weltausstellung 1962 errichtet wurde. Uns wurde mehrmals davon abgeraten, die 16$ Eintritt zu zahlen und stattdessen für weniger Geld auf dem höheren Tower der Bank of America (dem höchsten Gebäude an der amerikanischen Westküste) eine mindestens genauso gute Aussicht zu genießen. Als Tourist verhält man sich aber leider selten rational und gibt den Emotionen ein großes Mitspracherecht. Deshalb sind wir die Space Needle doch hochgefahren, innerhalb von 41 Sekunden in einem Aufzug mit Aussicht. Oben steht man dann – natürlich gut gesichert und überdacht – im Freien und genießt einen Rundblick auf Wasser, Berge und die Wolkenkratzer in der Innenstadt von Seattle. Ein teurer Ausblick, aber ein sehr schöner.
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