Im "Maple Leaf" von New York nach Toronto (875km)

Der größte Unterschied zwischen Europa und Amerika ist schlicht und ergreifend die Dimension. In den USA sind die Häuser höher, die Straßen breiter, die Güterzüge länger, die Autos schwerer, die Rohstoffvorkommen ergiebiger und viele Menschen breiter als wir das aus Deutschland gewohnt sind.
Sogar der Rhein ist hier breiter als bei uns. Der „Rhein“ ist der Hudson River, dessen Tal zwischen Albany und New York oft mit dem Mittelrheintal verglichen wird. Mehrere Siedlungen im Hudson River Valley wurden von deutschen Einwanderern gegründet, das erkennt man noch an den Bahnhofsschildern von „New Hamburg“ und „Germantown“. Laut Reiseführer sind auch viele Häuser im „German Style“ errichtet, ohne Reiseführer wäre mir das allerdings nicht aufgefallen.
Weitere Gemeinsamkeiten mit dem Rheintal sind die Form der das Tal begrenzenden Hügel und die Tatsache, dass an beiden Ufern eine Bahnstrecke verläuft. Nur sind halt die Güterzüge am Hudson River viel länger.




3 Stunden und 21 Minuten Verspätung hätte unser Zug, wenn er jetzt endlich losfahren würde. Tut er aber nicht. Wir stehen seit knapp einer Stunde im kanadischen Grenzbahnhof nahe der Niagarafälle, nachdem wir auf der amerikanischen Seite fast ebenso lange gewartet haben. Seit Buffalo - die Entfernung beträgt ganze 25 Meilen - sind wir nun über drei Stunden unterwegs. Den größten Teil der Verspätung haben wir uns aber schon vorher eingefahren bzw. –gestanden. Trotz Verspätung, Müdigkeit und Hunger nervt am meisten aber immer noch die dämlich Klimaanlage. Ich werde nie verstehen, warum die Amerikaner jeden geschlossenen Raum in einen Kühlschrank verwandeln müssen…
Aber zurück zu den positiven Dingen des Tages: die knapp 900 km lange Bahnfahrt von New York nach Toronto war und ist interessant, abwechslungsreich und vor allem komfortabel. Im Vergleich zu Sitzabstand, Komfort und Service der Amtrak-Züge sollte sich jeder europäische Fernzug in die Ecke stellen und schämen.
Wie auf Wolke sieben schwebten wir hier in unseren Luxussesseln durch das Hudsontal und am Erie-Kanal entlang, vorbei an den heruntergekommenen Industriearealen von Syrakuse und Buffalo und durch Wälder und Wiesen in der Ebene vor den großen Seen. Verschiedene Eindrücke sammelnd sind wir so jetzt bis nach Kanada gekommen und werden heute mit Toronto auch noch die größte Stadt des Landes erreichen. Vorausgesetzt, der Zug fährt irgendwann weiter.


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