Los Angeles



Yes, it never rains in Southern California. Californication. Hotel California. I wish they all could be Californian girls. California Dreamin’.
Viele Lieder wurden schon über Kalifornien geschrieben und viel hat man schon über Kalifornien gehört; über Sonne, Strand, Silicon Valley, San Francisco und Schwarzenegger. Viele Filme und Serien spielen in Kalifornien, von „Baywatch“ über „Beverly Hills Cop“ und dem „Prinz[en] von Bel Air“ bis hin zu „Bean – der ultimative Katastrophenfilm“. Vielleicht ist also Hollywood schuld daran, dass mir Kalifornien so vertraut ist. Der mittlerweile 15. Bundesstaat auf meiner USA-Reise ist der, auf den ich mich am meisten gefreut habe.
Begonnen hat mein erster Kalifornientag mit einem schönen Sonnenaufgang östlich von Palm Springs. In diesem bekannten, von Windkraftanlagen umgebenen Rentnerparadies haben wir dann auch Station gemacht. Die Cahuillas wurden übrigens zum reichsten Indianerstamm Nordamerikas, weil sie – als Ausgleich dafür, dass die Transkontinentaleisenbahn durch ihr Gebiet gebaut wurde – die Hälfte der heutigen Stadtfläche von Palm Springs zugesprochen bekam. Deren Wert ja dann im Laufe der Zeit doch etwas gestiegen ist…
Heute steht allerdings nicht Palm Springs, sondern Los Angeles auf dem Reiseplan. Im Jahr 1781 als „El Pueblo de la Reina de Los Ángeles“ gegründet, ist der Name der Stadt bis heute auf L.A. zusammengeschrumpft. Eine Stadt, in der man viele Stadtteile – meist auch im Fernsehen – schon mal gehört hat: Hollywood, Beverly Hills, Melrose, Santa Monica, Long Beach, South Park und so weiter. Aber noch kämpft sich der Zug durch die scheinbar endlosen Suburbs von L.A. Irgendwo müssen die 13 Mio. Einwohner des Großraums ja auch wohnen…



Es scheint zwei mögliche Einstellungen Los Angeles gegenüber zu geben: entweder man findet es schrecklich – oder man wohnt dort. Zumindest hab ich noch von keinem L.A.-Besucher gehört, dass er die Stadt toll fand. Die beiden Schwarzen, mit denen ich mich gestern Mittag im Speisewagen unterhalten hatte, finden ihre Heimatstadt hingegen super. Vor allem aufgrund des Wetters.
Das Wetter spricht tatsächlich für die Stadt. Was gegen die Stadt spricht, sind die vielen Autos, die schlechte Luft, die viel zu weiträumige Bebauung (man kann hier 100km lang ausschließlich durch besiedeltes Gebiet fahren, der Volksmund spricht von Los Angeles als „19 Vororte[n] auf der Suche nach einer Stadt“), der hohe Betongehalt und vieles mehr.
Los Angeles ist das Musterbeispiel der „autogerechten Stadt“. Nach dem zweiten Weltkrieg hat man nach diesem Leitbild auch deutsche Städte mit überbreiten Straßen und großen Parkplätzen verschandelt (ein Beispiel dafür ist Kassel), damit man auch ja überall mit dem Auto hinkommt, dem Symbol für Wohlstand und Freiheit. Los Angeles bleibt aber in seiner – ja, man kann es Perfektion nennen – diesbezüglich unerreicht. Bereits 1937 wurde der Masterplan für ein innerstädtisches Autobahnnetz (hier „Freeways“ genannt) erstellt und in den Folgjahren konsequent umgesetzt. Deshalb führt heute in fast jeden Winkel der Stadt eine Autobahn, auch in der Innenstadt hat fast jeder Fast-Food-Laden einen „Drive-through“ und man findet überall große Parkplätze. Das Problem ist (jetzt mal abgesehen von Hässlichkeit, Flächenverbrauch, Luftverschmutzung usw.), dass sich die Karte in den Schwanz beißt: autogerechte Stadt heißt größere Distanzen (nicht zuletzt wegen der großen Parkplatzflächen), die man natürlich mit dem Auto zurücklegt. Deshalb versinkt auch der breiteste Freeway jeden Tag im Dauerstau. Man kann jetzt entweder – wie man das jahrzehntelang erfolglos getan hat - die Freeways noch weiter erweitern, oder doch irgendwann feststellen, dass der öffentliche Nahverkehr in Großstädten das sinnvollere Verkehrsmittel ist. Das hat man in L.A. mittlerweile erkannt und große Summen in neue U-Bahn- und Stadtbahnstrecken investiert (nachdem man die Straßenbahn vorher – wie auch in vielen deutschen Städten – der autogerechten Stadt geopfert hatte). Das ganze wird weiter ausgebaut und offensiv beworben („save money, save time, save the world“). Nur schade, dass das Stadtbahnnetz noch lange nicht flächendeckend ausgebaut ist und die Busse ständig im Stau stehen.
Soweit der verkehrsgeographische Exkurs, der dazu überleiten soll, dass ich Santa Monica leider nur bei Dunkelheit gesehen habe, weil ich heute so oft mit Bussen im Stau gestanden habe. Das Rauschen des Pazifiks klingt aber auch im Dunkeln gut. Und Santa Monica ist auch im Dunkeln schön und vor allem belebt.
Ganz im Gegenteil zu Long Beach, das einen sehr künstlichen Eindruck gemacht hat. Wie eine für Touristen geschaffene Filmkulisse sehen die Geschäfte und Restaurants herum. Long Beach hat so wenig Flair, dass es fast schon wieder cool ist. Einzige wirkliche Attraktion ist meiner Meinung nach die Queen Mary, ein der Titanic nicht unähnliches Schiff, dass seit Jahren in Long Beach vor Anker liegt und als Luxushotel genutzt wird.
Luxus ist die perfekte Überleitung nach Beverly Hills (die Überleitung war schneller als die Busfahrt…). Ich habe noch nie so viele so teure Autos (und die dazu passenden Leute) in einer Straße gesehen wie am Rodeo Drive in Beverly Hills.
Eine negative Überraschung war hingegen der Hollywood Boulevard. Der weltbekannte „walk of fame“, wo Berühmtheiten wie Arnold Schwarzenegger (ja genau, dieser Politiker) und Lorne Greene (richtig, der aus Bonanza) mit einem Stern verewigt sind, ist ein stinknormaler Gehsteig mit schlechtem Belag und Stolperfallen. Seitlich umrahmt wird das ganze von Ramschläden, Unterwäscheshops und italienischen Restaurants (gefühlte 30 Stück). Erst gegen Westen, wo die ganzen Theater kommen, wird das ganze ein bisschen interessanter. Aber um von Hollywood wirklich begeistert zu sein, muss man wohl für viel Geld ein Filmstudio oder –Museum besuchen. Neben dem Geld hat mir dafür aber auch die Zeit gefehlt.







Eine Viertelstunde lang ging sie gut, die Busfahrt über den Freeway, dann endete auch sie wieder im Stau. Ich hatte aber genug Zeitpuffer eingeplant, sodass ich heute Morgen vor der Abfahrt sogar noch Chinatown besichtigen konnte. Nachdem ich am frühen Morgen schon durch Santa Monica gelaufen war und mir den Pazifik einmal bei Tageslicht angeschaut hatte.
Dass es überhaupt einen Bus von Santa Monica über den Freeway nach Los Angeles gibt, habe ich dort gestern nicht erfahren und bin mit dem Stadtbus der Verkehrsbetriebe von Los Angeles Richtung Pazifik gebummelt. Wie auch, schließlich handelt es sich beim Freeway-Bus um einen Bus der Verkehrsbetriebe von Santa Monica. Warum sollte man kooperieren, wenn man auch konkurrieren kann…


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