San Francisco



„Everybody loves this city“, hat mir eine Amerikanerin letzte Woche erwidert, als ich ihr gesagt hatte, dass ich auch noch nach San Francisco kommen werde. Jetzt, wo ich da bin, muss ich sagen: ich auch! Ich liebe diese Stadt auch! Ich war seit New York nicht mehr so begeistert von einer Stadt. Vor allem fällt mir spontan keine andere Stadt ein, in der ich je war, die mir genauso gut gefallen hat wie San Francisco. Hier passt einfach alles: man hat den Pazifik, man hat aber auch steile Hügel und Berge; wunderschöne alte Häuser (die Stadt wurde nach Erdbeben und Brand 1906 quasi vollständig neu aufgebaut) bilden die perfekte Kulisse für historische Straßenbahnen und Cable Cars; freundliche Menschen aus allen Teilen der Erde; schöne Parks, die man nicht nur anschauen, sondern auch riechen kann; (insbesondere im Vergleich zu Los Angeles) gute Luft, die man wohl auch dem gut ausgebauten öffentlichen Nahverkehr zu verdanken hat. Hier fühlt man sich sehr schnell sehr wohl.
Dass San Francisco neben vielen Bus- und Elektrobuslinien auch über ein modernes Stadtbahnnetz und über das schnellste U-Bahnnetz der Welt (Höchstgeschwindigkeit 128 km/h, Durchschnittsgeschwindigkeit 53 km/h) verfügt, ist für die meisten Touristen nicht wichtig. Entscheidend sind nur die historische Straßenbahnlinie durch Market Street und nach Fisherman’s Wharf, sowie – noch viel wichtiger – die drei verbliebenen Cable Car-Linien, eines der Wahrzeichen der Stadt. Die kleinen alten Holzwagen werden an ein Endlosseil geklemmt, dass sie dann die Hügel hoch- und runterzieht – letzteres ist das beeindruckendere Erlebnis, schließlich sind die Hügel in San Francisco richtig steil!
Meine Entscheidung, mit einem Cable Car in den Tag zu starten, war absolut richtig. Denn morgens um acht an Fisherman’s Wharf muss man keine Schlange stehen und kann sich im fast leeren Wagen einen Platz suchen. An der anderen Endstation und mehrmals im weiteren Tagesverlauf konnte ich dann den Normalzustand beobachten: man muss sich in eine lange Schlange einreihen, um irgendwann endlich in den bis unters Dach voll gestopften Wagen gepresst zu werden. Da habe ich gerne auf eine zweite Fahrt verzichtet, schöner als die erste hätte sie sowieso nicht werden können.




Nach einer kleinen Spritztour mit Stadtbahn und historischer Straßenbahn habe ich die Innenstadt von San Francisco zu Fuß erkundet. Dazu gehören zum Beispiel der Union Square mit all den Bankentürmen in Sichtweite; die älteste Chinatown auf nordamerikanischem Boden (und diejenige, die mir von allen am besten gefallen hat); wunderschöne, oftmals italienische Cafés, Kneipen und Restaurants, in denen man sich endlich einmal wieder unabhängig von Starbucks und McDonald’s ernähren (und nebenbei seinen Kameraakku laden) kann; immer mal wieder ein grüner Platz mit Kirche an der Seite, Wiese in der Mitte und Sonne von oben. Sozusagen als Höhepunkt aufgehoben habe ich mir den Coit Tower, von dem aus man einen schönen Ausblick auf große Teile der Stadt und auf die San Francisco Bay genießen kann. Wenn sie nicht wie heute den ganzen Tag in Nebel eingehüllt ist, sieht man von hier aus auch die Golden Gate Bridge. Aber man kann ja nicht alles haben.





So muss ein Campus aussehen. Viel Grün (und wie schön diese großen Bäume sind!), viel Leben (damit meine ich die Studenten, die hier überall rumlaufen), alles schön aufgelockert (und nicht spießig quadratisch) und im Vergleich zu vielen deutschen Universitäten ein erfreulich geringer Betonanteil. Der Campus der University of California in Berkeley – eine international bekannte Elite-Universität – gefällt mir wirklich gut. Auf den Wiesen sieht man kleine Studentengruppen, die mit Frühsport beschäftigt sind. Auf den Wegen sieht man Studenten, die alle zielstrebig und schnell irgendwo hinlaufen. Daran passe ich viel lieber an als an das Gebummel der Touristen in der Innenstadt. Dorthin will ich jetzt aber wieder zurück, mit der Bay Area Rapid Transit (der oben erwähnten schnellsten U-Bahn der Welt) unter der San Francisco Bay hindurch.



Es gibt viele Möglichkeiten, San Francisco zu erkunden, aber die meiner Meinung nach schönste ist das Fahrrad. Für Leute wie mich, die Berge und Rad fahren in den Bergen lieben, ist San Francisco eine geniale Herausforderung. Auf den bis zu 30% steilen Straßen konnte ich mich mal wieder richtig austoben und ein paar Burger rausschwitzen. Nach dem Erklimmen einer der vielen steilen Straßen habe ich überraschenderweise sogar Applaus bekommen von einer Passantengruppe, die dort auf ihre Cable Car gewartet hat. Irgendwie witzig, wusste gar nicht, wie ich reagieren soll.
Die großen Highlights meiner Fahrradtour waren die Lombard Street, der Alamo Square, Haight-Ashbury sowie Golden Gate Park und Golden Gate Bridge. Aber der Reihe nach: die Lombard Street ist die bekannte kurvenreiche Straße mit den bunten Blumen. Ich wollte sie eigentlich mit der Kamera in der Hand herunterradeln und das ganze im Urlaubsfilm im Zeitraffer verarbeiten; aber die Straße ist so steil, dass an Kamera in der Hand nicht zu denken war. Beide Hände waren vollständig mit Bremsen beschäftigt.
Zum Alamo Square gibt es eigentlich nicht viel zu sagen, ein Bild sagt hier mehr als 1000 Worte. Man steht (bzw. sitzt auf der Wiese) vor dieser Häuserzeile, die man schon so oft auf irgendwelchen Bildern gesehen hat und ist einfach nur begeistert. Einer der schönsten (Augen)blicke in meinen bisherigen 28 Tagen in Amerika.
Haight-Ashbury ist ein Viertel, das nach der Kreuzung zweier Straßen (Haight Street und Ashbury Street) benannt ist, die das Zentrum des Gebietes bildet. Die Häuser hier sind zwar sehr schön, aber nicht unbedingt schöner als in anderen Teilen der Stadt. Das besondere an diesem Gebiet ist seine Geschichte, genau genommen die Geschichte in den Jahren 1966 und 1967. Hier wurde die Flower-Power-Bewegung geboren; hier hat der Summer of Love stattgefunden; hier haben die Hippies gewohnt, gekifft und Gitarre gespielt. Mamas and Papas, Simon and Garfunkel und wie sie alle heißen, hier hat man sie gehört. Und hört sie heute noch. Das Gebiet wird natürlich touristisch ausgeschlachtet, inklusive Souvenirshop. Nichtsdestotrotz: irgendwie hat sich hier ein besonderes Flair halten können. Man hat das Gefühl, dass ein paar der Leute von damals heute immer noch hier wohnen und im selben Mercedes Diesel wie damals ihre langen Haare spazieren fahren. Bisweilen riecht man sogar, dass Kalifornien in mancherlei Hinsicht liberaler ist als andere Bundesstaaten…
Der Golden Gate Park ist eine etwa 3km lange grüne Lunge mit schönen großen Bäumen, die im Dauernebel von San Francisco offensichtlich großartig gedeihen. Unterbrochen wird das ganze durch interessante Bauwerke wie z.B. ein im viktorianischen Stil erbautes Gewächshaus („Conservatory of Flowers“) und eine holländische Windmühle. Am westlichen Ende des Parks taucht dann plötzlich der Pazifik aus dem Dunst auf. Graue Wellen rauschen auf mich zu, während am Horizont nichts zu sehen ist als Nebel.
Fast nichts zu sehen als grauen Nebel gab es schließlich auch an der Golden Gate Bridge. Trotzdem oder gerade deshalb war es faszinierend, das Wahrzeichen von San Francisco mit dem Fahrrad zu überqueren. Von den sechs Fahrspuren der Pkw und Lkw durch einen Zaun getrennt, befindet sich an beiden Außenseiten der Brücke jeweils ein Fuß- bzw. Fahrradweg. Je nach Tageszeit müssen die Radfahrer auf der West-, bzw. der Ostseite der Brücke entlangfahren. Interessanterweise gibt es an den Wasserseiten jeweils nur ein Geländer, das nicht höher ist als der Fahrradlenker. Wirklich sicher fühlt man sich also nicht, wenn man bei starkem Wind und schlechter Sicht über die Brücke radelt. Spaß macht es trotzdem.









1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Anmerkung der Redaktion:
Ich kann die Eindrücke nur Teilen und würde sogar behaupten, dass San Francisco die schönste Stadt der Welt ist! Von Twin Peaks aus hättest du noch Bilder machen sollen, denn von dort aus ist der Blick noch besser als vom Coit Tower. Chinatown ist going up in SF. Also viele liebe Grüsse, Alf... Chrysler-Fahrer ...